Samstag, 7. September 2013

"Kalte Asche" von Simon Beckett - Hörbuch



Söööö, ich habe endlich wieder Zeit gefunden, meinen Blog nach monatelanger Vernachlässigung zu reanimieren und weitere Bücher vorzustellen! :) Eine wichtige Anmerkung vorweg: Der "Mein Eindruck"-Teil wird ab sofort Spoiler enthalten, die gekennzeichnet sein werden, da ich festgestellt habe, dass ich keine vernünftige Rezension schreiben kann, ohne etwas von der Handlung preiszugeben.  :)  Wer nicht gespoilert werden möchte, überlese den Teil bitte.

Mit oben genanntem Buch geht es auch schon los. Leider habe ich kein Foto davon, da ich es nicht gelesen, sondern gehört habe - bei Spotify kann man das im Moment gratis tun. 
Da alle immer so von Simon Beckett geschwärmt haben, dachte ich mir, ich muss ihn mir auch mal angucken, um mitreden zu können, auch wenn es jetzt ein paar Jährchen zu spät kommt. ^^ 
Mir war übrigens von Anfang an bewusst, dass dies schon der zweite David Hunter-Band ist; ich habe es nur, wie schon erwähnt, kostenlos bei Spotify gefunden und an einem Tag ausgehört.


Handlung: Auf einer fiktiven, schottischen Insel namens Runa wird vom Ex-Dorfpolizisten eine verkohlte Frauenleiche gefunden und da ihm die ganze Sache irgendwie spanisch vorkommt, wird der forensische Anthropologe Dr. David Hunter hinzugezogen, um sich die Überreste näher anzusehen. Er fängt an, auf eigene Faust zu recherchieren und stößt auf feindselige Ablehnung bei den Inselbewohnern, mit Ausnahme des Ex-Polizisten, des neuen Constables, seiner Wirtin im Hotel und des Inselmäzens Michael Strachan sowie seiner umwerfend schönen Frau Grace. Wie es sich bei abgelegenen Inseln oft und gern ergibt, wird Runa durch ein Unwetter vom Festland abgeschnitten und der Rest des Teams kann einige Tage nicht übersetzen. 

Dennoch wird schnell klar, dass die Frau ermordet wurde und bald folgen ihr weitere Leichen...


Mein Eindruck: Ich bin eigentlich recht unbefangen an dieses Buch rangegangen; maximal hatte ich mir viel Spannung und ein hohes Erzählniveau erwartet, gerade nach der allgemeinen Simon Beckett-Beweihräucherung. 

Am Anfang lässt sich das Buch relativ neutral an, es wird zuerst beschrieben, welche Prozesse vor sich gehen, wenn Fleisch verbrennt; ich fand diese Art von Einleitung erstmal auch ganz gelungen. Dann kommt die Entdeckung des Brandopfers und dann schließlich stellt David Hunter sich vor. 
Hier war ich das erste Mal dann doch leicht vor den Kopf gestoßen, denn der Hauptcharakter ist leider beim besten Willen nicht als Charakter zu bezeichnen, da er auf mich völlig platt und tiefenlos wirkte. Er hat vor Jahren seine Frau und Tochter bei einem Autounfall verloren und hat jetzt eine Freundin - die selber noch an ihrer einige Monate zurückliegenden Entführung zu knabbern hat und ihm per Telefon Vorwürfe wegen seiner Abwesenheit macht - berichtet aber über das alles völlig emotionslos und als würde er ein fremdes Schicksal wiedergeben. Gut, dachte ich mir, noch ist ja nicht aller Tage Abend und jeder geht anders mit solchen Schicksalsschlägen um. Doch es wurde leider nicht besser und David Hunter nicht interessanter. 
Er ist im Verlauf der Geschichte irgendwie immer apathisch geblieben und erweckte bei mir den Eindruck, als wäre er dauernd unter Wasser und alles, was er tut und empfindet, würde vom Wasser isoliert und gedämpft wiedergegeben werden. Ich wollte so manches Mal in die Handlung hineingreifen und ihm eine kräftige Kopfnuss verpassen, um ihm überhaupt mal irgendwelche Emotionen zu entlocken. 


So weit, so enttäuschend. Alle anderen Personen in der Geschichte sind übrigens normal realistisch, nicht supertoll und ganz leicht vorzustellen, aber doch ganz ordentlich. Ich kann mir das David Hunter-Paradoxon nur so erklären, dass Beckett ihn selber irgendwie doof fand und einfach nichts mit ihm anzufangen wusste. Irgendjemand muss schließlich auch mal mit einem untypischen Ermittler ums Eck kommen, alles andere hat man ja schon mal gehabt. 


Der Plot entwickelt sich jedenfalls relativ zäh, es werden weitere Menschen umgebracht und noch ein paar Brände gestiftet, aber auch das lässt irgendwie keine rechte Spannung aufkommen. 


++++++++++++SPOILER++++++++++++



Ab und an funkt die Journalistin Maggie auf nervtötende und unbegreiflich dumme Art und Weise dazwischen, bis der geheimnisvolle Mörder schließlich die Nase voll von ihr hat und sie auch erledigt - das war, zumindest für mich, eine Erleichterung. ^^ Letzten Endes kulminieren die Ereignisse dann darin, dass der Mörder natürlich die Person ist, die am unwahrscheinlichsten erscheint und die der gewiefte Krimi-/Thrillerleser genau deswegen direkt ins Auge fasst.


Es folgt ein hochdramatischer Eklat im Hotel, wo der Mörder quasi Amok läuft und schließlich von einem Selbstmörder (der zu einem wird, weil er sowieso tödlich verletzt ist) durch eine Explosion mit in den Tod gerissen wird. 
Darauf kommen noch zwei abschließende Sequenzen: Die eine beschreibt, wie David einige Tage später mit jemandem an einem Klippenrand steht und plötzlich versteht, dass nicht alle Morde auf der Insel auf die Kappe des bereits offenbarten Mörders gehen, sondern dass seine Begleitung ebenfalls ein paar Menschen auf dem Gewissen hat. Das Motiv des ersten Mörders fand ich ja noch ziemlich einleuchtend und nachvollziehbar, wenn auch krank (wie viele Motive, wenn ich es mir recht überlege). Doch dieser zweite Mörder...das war wirklich ziemlich verworren und unlogisch. Es sollte alles auf Rache basieren, aber der Mörder Nr. 2 hat dann auch unschuldige Opfer in Kauf genommen, um seine eigentlichen Taten zu vertuschen, obwohl er die ganze Zeit sehr moralistisch daherkommt. Anscheinend ist ihm das aber wenigstens bewusst, sodass er sich daraufhin von der Klippe stürzt. 


Die zweite Sequenz erzählt, dass David wieder zu Hause bei seiner Freundin ist und die beiden eine Grillparty vorbereiten, als plötzlich Mörder Nr. 1, der natürlich erwartungsgemäß doch nicht bei der Explosion ums Leben gekommen ist, vor der Tür steht und David mit einem Messerstich in den Bauch niederstreckt. Das Motiv ist hier für mich wirklich völligst abstrus. Becketts Intention war offenbar die Rache für den Tod eines dem Mörder nahestehenden Menschen, aber da David Hunter diesen in keinster Weise verschuldet oder sonstwie zu verantworten hat und sich das für mich auch nicht mit der gestörten Psyche des Mörders erklären lässt, ist es in meinen Augen sehr schwach auf der Brust und wirkt, als wollte der Autor nur einen weiteren Schockmoment aus der Geschichte herauspressen. 

++++++++++++SPOILER ENDE++++++++++++

Möglicherweise bin ich übermäßig pingelig, aber ich bin dann doch Besseres gewöhnt und meiner Meinung nach ist dieses Buch ausgesprochen stümperhaft geschrieben. "Kalte Asche" wäre für mich ein Paradebeispiel für einen bestenfalls mittelmäßigen Thriller und der Titel beschreibt wirklich gut, was drin ist - nämlich kalte Asche (Ja, mir ist bewusst, dass der Titel im Original anders lautet - aber möglicherweise hat sich hier ja ein gelangweilter Übersetzer einen subtilen Scherz erlaubt? :D). 
Der Gerechtigkeit halber werde ich zumindest "Die Chemie des Todes" noch lesen, um Beckett noch eine zweite Chance zu geben; die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt! 




Kaufen: Bei Amazon als Taschenbuch und als Kindle-Edition für jeweils 9,99€ erhältlich. Bei Spotify als Hörbuch umsonst, vorausgesetzt, man hat einen Account! 




Eure Solovey